Ich nutze zu Hause schon sehr lange ein Network Attached Storage (NAS). Die aktuell vorhandene Synology Diskstation DS218+ hat auch bereits einige Jahre auf dem Buckel und bisher war ich recht zufrieden damit. Am Donnerstag vor einer Woche wurde ich durch ein Problem meines Medienzuspielers Kodi aber eines Problems gewahr, welches mein Vertrauen in das Gerät und dessen Hersteller beschädigte und von dieser Geschichte möchte ich nachfolgend berichten.

Gegen Mittag machte meine Tochter mich darauf aufmerksam, dass Kodi im Wohnzimmer keine Medien mehr anzeigen würde und da Kodi bei uns durch eine zentrale Datenbank gespeist wird, meldete ich mich an der Weboberfläche des NAS an um dem auf den Grund zu gehen. Ich wurde mit einem Fehler begrüßt: die File Station ließe sich nicht starten.

Paket-Zentrum

Viel schlimmer war aber der Schock, als ich bemerkte das unter der Meldung alle nachinstallierten Pakete fehlten und somit weitere von uns genutzten Dienste fehlen würden. Darunter auch der Dienst (MariaDB), der die Datenbank für Kodi bereitgestellt hatte. Auch das Docker Paket fehlte, welches für mehrere Dienste im Hause Schmidt verantwortlich zeichnet und so wollte ich diesen zuerst wieder installieren. Allerding wurde das Paket mir bei der Suche gar nicht mehr angeboten, was mich zu der Erkenntnis brachte, dass vermutlich ein Update des Betriebssystems des NAS (Disk Station Manager, DSM) verunfallt war und so hatte ich einen Anfangspunkt für die Fehlersuche. Aus den Logs ging aber weder ein Update des DSM noch die Deinstallation von Paketen hervor. Also wollte ich zunächst mal den angezeigten Fehler des File Station Pakets beheben, doch die Reperaturfunktion des Paket-Zentrums konnte das nicht beheben und so wandte ich mich an den Synology Support.

Praktisch, das aus der Web-Oberfläche direkt ein Ticket im Supportsystem des Herstellers erzeugt werden kann. Nicht so praktisch das dieses dann aber dort nicht angezeigt wird und man auf die Website eben dieses Herstellers und sich mit Credentials anmelden muss, die man Jahre zuvor bei der Einrichtung des Systems erstellt hatte. Ich fand sogar nach einiger Suche meine Einmal-Codes um die Zwei-Faktor-Autorisierung aufzuheben, nicht das ich mich erinnern konnte die eingerichtet zu haben, noch das meine OTP Anwendung dafür einen Eintrag gehabt hätte. Dort fand ich dann eine Antwort des "Synology AI Support" vor, ich möge doch bitte aus dem verlinkten Downloadcenter die Pakete Synology Application Service und die File Station herunterladen und von Hand installieren um die Verträglichkeit mit dem DSM sicherzustellen, was ich dann versuchte. Das der Link statt auf das Download-Center auf das Ticket selbst verwies, geschenkt. Allerdings war die Intallation der beiden Pakete nicht von Erfolg gekrönt.

Paket-Zentrum

Ich hatte nun lediglich ein weiteres nicht startbares Paket und schrieb das dem AI Agenten. Der dadurch eingeschaltete Support Mitarbeiter antwortete mir am folgenden Tag (nachdem ich den Remote Zugriff freigeschaltet hatte):

Bei der Überprüfung Ihres NAS haben wir festgestellt, dass es am 28. August nicht ordnungsgemäß heruntergefahren wurde: (Auszug aus dem Log) Ein nicht ordnungsgemäßes Herunterfahren kann zu unerwarteten Problemen wie Volume-Abstürzen, Datenverlust oder Paketfehlern führen.

Es wurde weiter ausgeführt, dass man die beiden Pakete installiert hatte, das Problem also beseitigt wäre und ich zukünftig doch bitte für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung sorgen sollte!

Meine Antwort fiel für meine Verhältnisse außerordentlich freundlich aber bestimmt aus, denn der Fehler der fehlenden Pakete, die zum Teil gar nicht mehr angeboten wurden war ja keineswegs behoben. Ich nannte als Beispiele erneut die Pakete MariaDB und Docker, wies auf den Datenverlust hin und bat um Abhilfe. Da ich an diesem und am folgenden Tag keine weitere Antwort erhielt, setzte ich mich am Abend wieder selbst mit dem NAS auseinander und fand bei meiner Suche im Paket-Centrum nach Docker ein Paket "Container Manager", dessen Beschreibung mir doch sehr vertraut vorkam und installierte es umgehend. Und siehe da, die Docker Container des ursprünglich installierten Docker Pakets wurden gefunden und zum Teil auch direkt gestartet. Bei den nicht gestarteten Containern konnte ich es auf die vorhandenen Abhängigkeiten zurückführen und diese in der richtigen Reihenfolge von Hand nachstarten. Das MariaDB Paket warnte allerdings beim Versuch es zu installieren vor Inkompatibilitäten mit den vorgefundenen Datenbanken das diese gelöscht werden, sollte ich mit der Installation fortfahren und so ließ ich es dabei bewenden.

Gestern gegen Mittag kam dann die Vollzugsmeldung des Support-Mitarbeiters. Man hätte Daten des zuvor installierten DBMS finden und mit diesen die Wiederherstellung von MariaDB bewerkstelligen können. Zu Docker sei man verwirrt, da man ein funktionierendes Paket des "Container Manager" auf dem NAS vorfand, welches ich ja am Vertag installiert hatte. Weiterhin bat man um eine Liste der fehlenden Pakete um sich diesen dann annehmen zu können. Wie es zur Deinstallation der Pakete kam hatte man nach Aussage des Mitarbeiters nicht feststellen können. Ich bedankte mich bei dem Mitarbeiter für seine Unterstützung und bat ihn das Ticket zu schließen, da ich die über die Jahre gewachsene Paketstruktur nicht aus dem Gedächtnis würde rekonstruieren können und konnte mir den folgenden Satz zum Abschluss nicht verkneifen:

Der Datenverlust ist natürlich zusammen mit der aktuellen Politik von Synology um HDD Kompatibilitätslisten keine Empfehlung ein weiteres NAS der Firma zu beschaffen.

Ich bekam daraufhin umgehend eine Erläuterung warum die Beschränkung auf eine Kompatibilitätsliste bei neuen Systemen der Firma eine gute Idee sei (Stabilität, Datenschutz, Support...), nicht aber warum das bisher nur HDDs aus eigenem Hause sind, die man ja von anderen Herstellern zukauft und lediglich umlabelt und mit eigener Firmware versieht.

Fazit

Das sich der Ursprung des Fehlers nicht feststellen lässt ist ein riesiges Problem für so ein wichtiges Gerät im Haus. Ist die Produktpflege mit Updates des Betriebssystems älterer Systeme nicht mehr relevant genug diese Updates umfassenden Tests zu unterziehen? Warum lassen sich in den Protokollen keine Spuren der Deinstallation der Pakete finden? Wird Synology von dem Weg nur eigene Festplatten für die Kompatibilitätslisten neuer Systeme zu testen ablassen?

Ich habe festgestellt, dass meine Backups zu alt waren und der Synology Support sehr engagiert ist, würde aber zukünftig vermutlich eher ein NAS Selbsbau ins Auge fassen. Die Synolgy Festplatten sind sehr viel teurer als die Originale der echten Hersteller und ich sehe keinen Grund so viel mehr dafür auszugeben.

Wir können das gerne im Fediverse diskutieren.

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